von Peter Laukhard, siehe auch www.grazerbe.at
Die nach dem Flussgeröll der Mur benannte Griesgasse war entlang eines erst Mitte des 17. Jahrhunderts zugeschütteten Murarms entstanden und hatte daher ursprünglich nur Häuser an der Westseite. Mit der Verlängerung durch die Sterngasse und die Armenhausgasse (heute Albert-Schweitzer-Gasse) wich später die „Reichs- Commercial- Haupt- und Poststraße“ Wien-Triest diesem Arm aus. Wegen der Bedeutung dieses Verkehrsweges siedelten sich hier vorwiegend Einkehr-Gasthöfe (teilweise heute noch als Hotels bestehend), Handwerker und kleine Händler an.
Abb. Der obere Gries 1635 (Vandesyp-Hollar)
Die Griesgasse bietet kunsthistorische Über-raschungen, etwa das spätklassizistische Stie-genhaus mit Figuren in der Griesgasse 11. Einige Häuser haben noch heute schöne Stein-Portale mit Maskaronen, Jahreszahl, Initialen der Erbauer und Hausnummern, oder interessantes Fassa-dendekor und langgezogene Innenhöfe mit den „Pawlatschen“ genannten, offenen Gängen und schmiedeeisernen Gittern; hier lagen früher die Werkstätten und Pferdeställe. Neben bereits schön restaurierten Objekten, etwa Nr. 18, wo im dritten Innenhof ein schönes altes Gittertor als Blumengestell überlebte, harren noch einige Häuser der Sanierung.
Bedauerlich sind die in den letzten Jahrzehnten eingetretenen Verluste an Bauplastiken: So ist über dem Portal des durch die Brunnen-Nische und den modernisierten Innenhof noch immer interessanten Hauses Griesgasse 8 schon 1939 eine Madonna aus dem 18. Jh. entfernt worden; in der nun leider leeren Nische des kürzlich völlig sanierten „Odörferhauses“ auf Nr. 16 mit den steingerahmte Fenster- und Portalöffnungen und eisenbeschlagenen Läden um 1800 saß einst „Christus im Elend“ und die Ecke des Vorbaus schmückte eine gekrönte spätbarocke Gruppe „Madonna mit Kind“. Das Portal des denkmal-geschützten „Kräutler-Hauses“ (Arche Noah 12) wartet auf den kaiserlichen Doppeladler mit Kaiserkrone, Schwert und Zepter, der derzeit wohl verpackt einer Restaurierung entgegenhofft. Wohltuende Ausnahme: zwei vermutlich von dem 1944 teilweise zerbombten Landeskonserva¬torium in der Nikolaigasse 2 stammende über-lebensgroße Sandsteinfiguren – eine Maria Immaculata und ein hl. Florian – haben sich in den ziemlich verwahrlosten Innenhof von Gries¬gasse 31 gerettet. Gegenüber sind auf Nr. 34 noch zwei Wandnischen mit hinter Fenstern ver¬steckten Plastiken von Maria und Josef erhalten.
Dass man die Gasse zu Ende des 19. Jh. verbrei-tern wollte, erkennt man am Zurückspringen des „Neubaus“ Nr. 26. Vom ehemaligen „Sandwirt“ auf Nr. 27 zeugen noch einige Skulpturen im Gang, die Fassade ist nur mehr eine Replik, da bei der Sanierung 2004 die oberen Geschosse leider „verloren gingen“.
Für das derzeit brachliegende Gelände zwischen Grieskai und Schiffgasse liegt das für die Initiativen „Blatt-Form“ und „Graz denkt“ erarbei-tete Konzept eines „Nikolai-Parks“ vor, das vor-sieht, die beiden winzigen Gartenanlagen des Nikolaiplatzes und bei der Radetzkybrücke zu verbinden. Damit würde hier in der Pufferzone des Welterbes auch die historische Silhouette des rechten Murufers mit dem Schiffsmeisterhaus und dem „Lendhütelhaus“ erhalten bleiben. Die Idee wird auch vom Bezirksrat Gries unterstützt.