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Das Industriedenkmal Rösselmühle – wie lange noch?

Das Industriedenkmal Rösselmühle – wie lange noch?

Die Rösselmühle in der Elisabethinergasse 45 / Oeverseegasse 1 ist die älteste Grazer Mühle und eine der ältesten Mühlen Österreichs (sie wurde bereits 1370 urkundlich erwähnt). Die Mühlengebäude, Mühlgang und der davor liegende Oeversseepark bilden ein beindruckendes städtebauliches Ensemble von unschätzbarem Wert und Potenzial für eine ganzheitliche und unverwechselbare Stadtentwicklung.

Wie lange noch kann man von einer guten Zukunft für die Entwicklung der Rösselmühle träumen? 2014 wurde die Rösselmühle als letzte Grazer Mühle stillgelegt. Seither kümmert das Gebäudeensemble vor sich hin. Es gibt aktuell kein fertiges Nutzungskonzept.  So besteht noch Hoffnung, dass die Mühle oder Teile davon als bedeutendes Industriedenkmal am rechten Mühlgang erhalten werden könnten und nicht einem reinen Anlegerwohnbau zum Opfer fallen.

Das Erkennen der Bedeutung der Geschichte als Wesensmerkmal einer Stadt und die damit einhergehende Wertschätzung historischer Bausubstanz könnte zu einer nachhaltigen und am Gemeinwohl orientierten Stadtentwicklung des vom qualitätsbefreiten Investorenbauboom heimgesuchten Bezirkes Gries führen.

Der Bezirk Gries schneidet bei den Befragungen zur Lebensqualität 2013 und 2018 sehr schlecht ab, die Feinstaubwerte sind die höchsten der Stadt, das Defizit an öffentlichen Freiflächen, Parks und Sportflächen ist enorm. Trotz enormen Baubooms und zunehmender Bevölkerung werden keine neuen Freiflächen und öffentlichen Räume geschaffen. In den Immobilienverkaufsbroschüren wird jedoch vom aufstrebenden, trendigen Bezirk Gries gesprochen. Doch im Gegensatz zu Lend, wo sich zwischen dem ehemaligen Teatro und heutigem ppc und dem Kunsthaus eine bunte Kreativ- und Kulturszene herausgebildet hat, mangelt es in Gries daran noch sehr.
Die denkmalgeschützte Postgarage mit dem vorgelagerten Rösselmühlpark, die historische Rösselmühle mit dem im Süden anschließenden Oeverseepark, der vorbei- bzw. durchfließende Mühlgang und das Areal der GGZ bilden ein einzigartiges städtebauliches Ensemble im Zentrum von Gries, das auf keinen Fall zerstört werden darf.
Für eine gelingende Stadtentwicklung in Gries braucht es mehr als verdichtete Wohnbauten, es braucht Funktionsvielfalt, Identifikation über historisch bedeutsame Gebäude und Strukturen, Räume für die Kultur-und Kreativszene, Möglichkeiten für soziokulturellen Austausch und Begegnung, Beiträge zur sozialen Kohäsion und Angebote für benachteiligte Bevölkerungsgruppen.

Am Areal der Rösselmühle und der Postgarage könnte unter Einbeziehung der historischen Gebäude ein Kreativ-und Kulturzentrum für Gries entstehen. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Bezirk. Zukunftsforscher sagen aktuell, es wird nichts sein wie früher. Es gibt Chancen auf positive Veränderungen, vielleicht auch für innovative Immobilienentwicklungen in Gries. E.Kabelis-Lechner